Jahrelang hatten wir unseren Sohn jedes Wochenende zu Fußballspielen und -turnieren gefahren und begleitet. Wie all die anderen Eltern auch, bepackt mit Sporttasche, Fußbällen und Proviant sowie einem nervös-euphorischen Kind an der Hand.
In den 70-er Jahren wurden in Berlin offensichtlich viele identische Sporthallen (unter Verwendung von Unmengen Waschbeton) gebaut. Das bedeutete für uns, dass wir allwöchentlich in aller Herrgottsfrühe lange Strecken in diverse Himmelsrichtungen in diverseste Berliner Randbezirke fuhren, um dann jedes Mal unseren Tag weder in genau der (bau-)gleichen Sporthalle zu verbringen.
Zum Glück wurde der Sohn größer, bekam vor ein paar Jahren seine erste Monatskarte und fährt seitdem selbstständig und ohne elterliche Begleitung.
Wir fühlten uns heute sehr an diese schon fast vergessenen Wochenendrituale erinnert, als wir raus in die Wuhlheide ins FEZ gefahren sind zum Kinder-Theatertreffen. Wie alle anderen Eltern auch, bepackt mit Theatergarderobe, Schminktasche und einer hochgradig nervös-euphorischen Tochter an der Hand.
Ein Durcheinander aus wuselnden Eltern mit Kleidersäcken und vor Nervosität herumhopsenden Jungdarstellern in einem 70-er Jahre Beton-Zweckbau .
Die Theater-AG unserer Tochter hat dieses Schuljahr Romeo und Julia einstudiert und heute war die erste öffentliche Präsentation. Die Rolle der Julia (und somit auch der Text) war geschickt auf 4 Mädels verteilt worden. Man könnte sagen, dass jede Darstellerin für eine Julia-Stimmung im Laufe des Dramas stand, ich würde das mal in etwa so kategorisieren: romantisch, aufgeregt verliebt, fordernd und zu Tode verzweifelt..
Die 4 Julias sollten einheitlich gekleidet sein und deshalb habe ich zusammen mit einer befreundeten Julia-Mutter am letzten Mittwoch diese 4 Juliakleider genäht aus einem festen weißen Jersey mit roter Satin-Garnitur:
und trotz aller Aufregung habe ich es tatsächlich geschafft, alle vier Julias auf ein Foto zu bekommen
Ich bin ganz schön stolz! Nicht auf die 4 Kleider, sondern auf die tolle Theater-Truppe: Kinder, die mit so viel Herzblut dabei sind und trotz unendlicher Nervosität die Bühne "gerockt" haben, dass uns Eltern teilweise der Atem stockte. Und auf eine Schauspiellehrerin, die es schafft, Grundschulkindern die Geschichte von Romeo und Julia so nahezubringen, dass selbst schwierigste Textpassagen verstanden und darstellerisch umgesetzt werden. Die mit unendlichem Engagement die darstellerischen Talente aus jedem einzelnen Kind herausholt und ihnen alle Kniffe und Tricks für Bühnenpräsenz vermittelt. Und die wieder eine absolut unglaubliche Inszenierung geschaffen hat.
Schön geschrieben!!!!!! Und auch schöne Kleidchen, egal wo der Stolz hin geht.
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